Florenz

Textprobe aus der Kurzgeschichte Florenz (Minotaurus Projekt)

Celestine schlenkert ihre kleine Reisetasche – das Foucaultsche Pendel über den Asphalt der Via dei Cerretani. Licht-Schneisen schneiden die warme Luft zwischen alten Mauern und glänzenden Metallen, glühen Scheiben auf;  Windströme blasen den Duft der Toskana in die Stadt. Wimmernde Vespas, Rhythmen unterschiedlicher Sprachen schwellen als kleine Radiosender an ihr vorbei – aber Celestine!
Sprachaufwallung – plötzliches Stottern – sie hat noch keinen Rhythmus für Florenz, denn Florenz ist Magnus und Magnus  spielt für sie in seinen Antiken Mauern die Antike der Moderne selbst, unaufhaltsam radikal. Er sagte einmal: Als Künstler ist es meine Pflicht Geheimnisse in Bilder umzusetzen!
Sonst sagte er nicht viel. Er hatte seine Freude an den Erwartungen der Menschen, die er nicht erfüllen wollte.

Celestine vermutet sich schleichend, sie will Wissen warum sie wochenlang nichts von Magnus hörte. Jetzt geht sie Stein für Stein auszählend, über die Piazza di Santa Maria Maggiore, schaut in fremde Gesichter um sich selbst zu prüfen. So entdeckt sie Gleichmut in Gesten – aber was sie sieht gefällt ihr.

Anna Staffel - Minotaurus (erste Erfolge)

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